ÜBER UNS
Die Deutsch-Finnische Gesellschaft als bilaterale Freundschaftsgesellschaft ist eine Gemeinschaft von Finnen und Finnland-Freunden.
Sie trägt mit ihren vielfältigen Beiträgen dazu bei, die Beziehungen zwischen beiden Ländern nachhaltig zu fördern.
Neben den Treffen der Mitglieder gehören hierzu kulturelle Veranstaltungen, die Organisation von Gastschülerprogrammen und Reisen sowie einiges mehr.
Die DFG ist entsprechend als gemeinnützige Organisation anerkannt.
Seit dem 2. Januar 1997 hat Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Saarland einen eigenen Landesverband innerhalb des Gesamtnetzwerkes der DFG.
Mit rund 250 Mitgliedern sind wir innerhalb der großen Gemeinschaft ein eher kleiner, aber aktiver Landesverein.


Aktuelles / Termine
Corona - Vorbehalt
Alle Termine stehen aktuell unter dem Vorbehalt, dass die Lage der Corona-Pandemie eine Durchführung nicht verhindert oder unangebracht erscheinen lässt.
ganzjährig
regelmäßige Treffen
Unsere "Standardtermine" der einzelnen Bezirksgruppen
6
Mrz.
2021
Konzert mit dem Duo Mervi & Virva - Violine und Piano - Klassik bis Pop mit einem Hauch von Karelien und Ungarn
galerie29, 76835 Hainfeld
Das Konzert ist abgesagt und soll in 2023 nachgeholt werden.
5.
Mai
2021
Anna Murtola & Joonas Widenius - Spanischer Flamenco mit Nordischem Einfluss
Information zum Ort des Konzerts folgen.
4.
Okt.
2021
Human Cell Signals - Kantele meets Cello
Information zum Ort des Konzerts folgen.
12.
Nov.
2021
Emilia Lajunen & Suvi Oskala - Kammermusik für den Tanzboden
Das Konzert ist geplant in der evangelischen Kirche Badenheim.
UNSERE AKTIVITÄTEN
Konzerte, Ausstellungen und die Beteiligung an Festen interkultureller Art oder zu bestimmten Anlässen sind Aktivitäten, die unsere Kulturreferentin und/oder die Bezirksgruppen planen und ausrichten.
Landesweit (und wenn es sein muss auch etwas darüber hinaus) suchen betreuen wir finnische Gastschüler während ihres Aufenthalts in Deutschland. Und wir freuen uns über deutsche Schülerinnen und Schüler, die Interesse an einem Gastschüleraufenthalt in Finnland zeigen.

Gastschüler
Wir heißen finnische Schüler bei uns willkommen und senden deutsche Schüler gerne nach Finnland.

Feste
Eigene Feste gestalten wir und bei allgemeinen Festen sind wir gerne mit dabei.
Kultur
Konzerte, Ausstellungen und Lesungen mit Künstlern aus oder mit Bezug zu Finnland organisieren wir.

Treffen
In Treffen unserer Bezirksgruppen haben Mitglieder eine regelmäßige Anlaufstelle mit Gleichgesinnten.

KATSAUS
Unser Landesnachrichten
Lintuharjuntie, Villa Tilda
Die Kultur unter Zeichen von Corona
Hilfsmittel gegen (finnisches) Heimweh
Kurzmeldungen
Archiv
Seit 2004 veröffentlicht die DFG Rheinland-Pfalz/Saarland e.V. ihre Landesnachrichten 3mal pro Jahr zusammen mit den Landesverbänden Hessen und Thüringen in einer gemeinsamen, gedruckten Ausgabe. Die Beiträge der DFG Rheinland-Pfalz/Saarland e.V. erscheinen dabei unter dem Stichwort "Katsaus", dem Namen unserer Landesnachrichten bis 2003. Unser Internet-Auftritt enthält an dieser Stelle alle unsere Beiträge in der Druckausgabe. Aus Platzgründen müssen Beiträge ggf. in der Druckausgabe gekürzt werden. Hier werden die Beiträge ungekürzt veröffentlicht. Ergänzt werden sie mit weiteren, in der Druckausgabe nicht enthaltenen Beiträgen (Bonuszugaben der Web-Version) und Kurzmeldungen. Diese Internet-Ausgabe bauen wir in der Regel über einen Zeitraum von ca. 2 Monaten auf. Nahezu alle Beiräge der Druckausgabe erscheinen hier bereits mindestens 1 Monat früher. Die Beiträge zur 3. Ausgabe 2020:
Lintuharjuntie, Villa Tilda
Anfang 2019 (im Rahmen der Mitgliederversammlung) haben wir Hellevi und Udo Oedekoven, bis dahin als Kulturreferentin bzw. Schatzmeister für uns tätig, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet (Details siehe Katsaus Ausgabe 2019/2). Wie gut und interessant sie ihre Zeit nutzen berichten sie nun. Viel Spaß beim Lesen!
Villa Tilda
Mitte März 2020 starteten wir mit der Finnlinesfähre von Travemünde nach Helsinki in unser Abenteuer: Der Umwandlung eines fast 70jährigen "Omakotitalos", eines alten zweigeschossigen Holzhauses, in ein zeitgemäßes Wohnhaus und die Übernahme eines rd. 5.000 qm großen Grundstückes mit Wiesen und altem Birken- und Tannenbestand.
Die Überfahrt stand unter Coronavorzeichen. Lassen uns die Finnen ins Land, oder weisen sie uns zurück? Letztlich waren unsere Sorgen unbegründet. Nach Zusage, eine 14tägige Quarantäne einzuhalten, waren wir schon auf dem Weg nach Kangasniemi und hier zum Lääminkisee, wo wir im Mökki von Hellevi's Vetter Simo eine komfortable Bleibe bis Mitte Juni hatten.
Hyyrylä, Lintuharjuntie 51, so heißt die Adresse unseres jetzt 2. Zuhauses. Dort war zunächst Entrümpelung angesagt, wenn auch unter Quarantänebedingungen. Kontakt zu Niemanden. Die Einkäufe ausgenommen. Der nächste, größere Ort dafür ist Kangasniemi. Eine Gemeinde mit rd. 24.000 Einwohner wunderschön am Puulasee gelegen. Sie hat bereits Auszeichnungen für Finnlands schönste Feriengegend erhalten. 35 KM Fahrt in einer Richtung. Hat man beim Einkauf etwas vergessen, Pech gehabt. Wegen Quarantäne haben wir lediglich einmal wöchentlich eingekauft.
Hellevi sorgte zunächst im Hof für Ordnung. Zentimeterhoch lagen die Blätter und kleinen Äste der dortigen riesigen Birken. Harke, Rechen, Schaufel und die neue Schubkarre kamen vier Tage zum Einsatz, der mit dem Vorschein von Grün belohnt wurde, wenn auch Hellevi's Arme täglich länger wurden. Späterhin wurde ihre Arbeit belohnt, indem uns den ganzen Sommer über eine Blumenwiese mit immer neuen verschiedenen Blüten erfreute. Eine alte Sitzschaukel für drei Personen, Keinu, haben wir später mit einem neuen Anstrich versehen und war unser Frühstückssitz im Blütenmeer, hinter einem alten Holztisch in Türkis, der auf der Rückseite noch von alten Teigresten vom letzten Brotbacken der Vorbesitzer befreit werden musste.
Hellevi hatte zunächst und auch für die ganze Umbauzeit die schwierige Aufgabe, unsere Planungen und Vorstellungen denjenigen, die mit und für uns arbeiten wollten zu erläutern und zu erklären. Unzählige Telefonate und Gespräche. Hat sie toll gemacht!
Im Haus war die Einrichtung der Tupa, der Wohnstube, völlig unbrauchbar. Hierzu zählte auch eine Uraltküche. Alles verwohnt. Raus damit. Hellevi füllte etliche der hier üblichen 200 l schwarzen Säcke. Ein grober alter Einbauschrank, sehr massiv, hielt Eike's Brecheisen nicht stand, wenn auch mehrere Stunden dafür notwendig waren. Die Küchenwand wurde komplett bis auf das Holzgerüst freigelegt. Jussi, eine Einmannfirma und der Kommunikation wegen Gottseidank Hellevi's Vetter, ausgerüstet mit einer kompletten Werkstatt in einem Transporter für sämtliche Arbeiten, hatte uns bereits im Januar eine Secondhand-Küche gekauft, die er nun bei uns einbaute. Die Wände mussten neu verkleidet werden, Abwasser- und Frischwasserleitungen neu, Küchenplatte, Fliesenrückwand, Abluft über Dach, Elektroplanung, alles in Jussis Hand. Die Küche musste per Säge angepasst, dazu ein altes Fenster aus- und ein neues eingebaut werden. Hinzu kam ein verfliester Platz für Waschmaschine, Trockner und Warmwasserbereitung. Sehr originell! WC/Dusche: so alt wie das Haus. Auch hier wieder: Alles raus und alles neu. Wandfliesen, Fußbodenheizung, Bodenfliesen. Mit zeitweiligen Unterbrechungen war Jussi vier Wochen für uns tätig. Unfassbar, welche Ideen er hatte, das Material dafür besorgte und meisterhaft umsetzte. Danke Jussi! Tolle Arbeit, es sieht alles wunderbar aus! Wir lieben diese neue, sehr großzügige Küche, die du uns hier gezaubert hast! Dabei hatte wieder Hellevi großen Anteil, hat sie doch mit Jussi geplant und stundenlang kommuniziert. Er hatte auch an Sonntagen keine Ruhe vor ihr, obwohl er doch auch samstags für uns gearbeitet. Trotzdem war er bereitwillig per Telefon zu erreichen.
Auch im Außenbereich waren Eingriffe notwendig. Zwei mehr als fünfzig Jahre alte Birken bedrohten das Wohnhaus und mussten gefällt werden. Für die Fällung, Entastung, die Sägearbeiten, Spalten und Scheitherstellung war jeweils eine Woche erforderlich. Danke Joke, der übrigens sagte, solch große Birken hätte er noch nicht unter der Motorsäge gehabt. Die Bäume waren beide je ca. 25 m hoch. Hellevi und ich waren die Stapler. Wir brauchten mehrere Tage dafür, die Holzscheite gescheit in Reihen zu stapeln. Im Herbst kommt alles in den Holzschuppen, wo ich bereits mehrere cbm Sägespäne der vergangenen Jahrzehnte per Schubkarre entfernt habe. Da muss ich nochmal ran, damit das neue Holz Platz bekommt.
Nach Jussi kam der Elektriker. Die vorhandene Zweikabelverdrahtung war lebensgefährlich. Auch hier galt: alles raus (hierbei sind Hellevi und ich mittlerweile Weltmeister) und alles neu. Moderne Sicherungen, neue E-Heizkörper, Küchenverkabelung, LED-Band unter den Küchenschränken, 6 Steckdosen, davon zwei versenkt in der Arbeitsplatte, schick, Wohnzimmerverkabelung, auch hier insges. neun Steckdosen insbesondere auch bei den Sitzplätzen, für Handy- Tablet- und Notebookversorgung. Schalter und Steckdosen für Schlafzimmer und die beiden Vorräume, LED-Strahler außen. Fußbodenheizung in Dusche/WC, Anschlüsse für Waschmaschine und Warmwasserspeicher. Lampen und Leuchten kauften wir in Jyväskylä 60 KM entfernt. 250 m Kabel wurden verlegt. Leerrohre für Antenne und Satellit. Die Elektroanlage ist jetzt moderner als in unserem Haus in Bad Bodendorf.
Danach kam der Putkimies, der Installateur (Installateuer). Alles Alte musste - na...? richtig: raus. Neuer Warmwasserspeicher, Leitungen für Warm- und Kaltwasser zur Küche und WC/Dusche. Aufputz, aufwendig. 50 m Wasserleitung. Zufluss/Abfluss Spüle, Spülmaschine. WC neu, ebenso Waschbecken, Armatur, Duschgarnitur. Mit Jussi hatte ich zuvor bereits ein neues Wasserrohr aus Kunststoff vom Wasserpumpenautomat im Außenbereich bis ins Haus eingezogen, 2 Tage Mordsarbeit, unvergessen. Der Brunnen bekam ein neues Saugrohr mit Sieb fürs Trink- und Brauchwasser.
Simo, Hellevi's Vetter, war bereits in den Brunnen gestiegen um diesen zu säubern. Das Innere ist mit Natursteinen, halbwegs runder Granit, ausgekleidet, der Brunnen ist ca. 5 m tief. Hochdruck, Sand von Udo per Eimer hochgehievt - sauber war und ist das Wasser und es schmeckt! Im Brunnen ist nun eine weitere Pumpe, welche die Sauna mit Wasser versorgt.
Simo war dann der Akteur. Er kann im, am und um das Haus einfach alles. Großartig. Es ist sein Beruf. Selbstständig schon immer. Ein Mann für alle Arbeiten im und um das Haus. Holzarbeiten kann niemand besser als er. Knowhow und er hat natürlich die notwendigen Profiwerkzeuge: Handsägen, Beitel, Hämmer, Akkuschrauber (für Profis) Kappsäge, Kreissäge, E-Hobel, etc., etc. Mit seinem PKW-Anhänger schaffte er die notwendigen Hölzer herbei, die zum großen Teil aus seiner eigenen Produktion, sprich aus eigenem Wald, stammten, von ihm gesägt und gehobelt. Die Tupa, der Wohnraum, wurde mit Kuusipaneeli, Tannenprofilholz verkleidet. Zuvor die alten Holzdecken im Schlafzimmer und Tupa abgewaschen, grundiert und weißgestrichen. Alle Anstriche habe ich erledigt, ebenso wie das Tapezieren im Schlafzimmer. Fuß- und Deckenleisten in allen Räumen von Simo hergestellt, von mir lackiert. Paneele von mir mit Holzschutz zweifach versehen. Holzböden in Tupa und Schlafzimmer mit neuer Farbe versehen (wer?: ich). Aussenvorraum kpl. 2fach weiß gestrichen, ebenso WC-Türe. Fußboden grau, auch im Innenvorraum, dort tapeziert von mir als Malermeister. Bevor ich das vergesse: Liebe Hellevi, vielen, vielen Dank, dass du während dreier Monate jeden Tag mehrfach und immer wieder hinter mir, Jussi, Simo und den Handwerkern so unermüdlich und ohne zu klagen gekehrt, geputzt und aufgeräumt hast. Es war sicherlich frustrierend zu sehen, dass die Stelle, die du gerade gesäubert hast, schon wieder von den rücksichtslosen Kerlen versaut wurde. Anteeksi ja Kiitos.
3 Tage habe ich damit verbracht, von Simo gefertigte Bretter zu entgraten, die im August für die Erneuerung des Daches auf dem Nebengebäude benötigt werden. Handarbeit, das gibt Mukkis!
Es bleiben viele, viele kleine Arbeiten, Tätigkeiten, Einkäufe und Überlegungen unerwähnt, die aufzuführen zu viel Platz einnehmen würde. Gehen Hellevi und ich durch die Räume, sehen wir jedes Detail, welches gemacht oder über das gesprochen wurde.
Jeder Einkauf musste wohl überlegt und vorher notiert sein. Der kleine Baumarkt im nächsten Ort ist schließlich 30 KM entfernt. Was es dort nicht gibt muss in Jyväskylä besorgt werden. Von hier stammen das Diwan-Schlafsofa, Farben und Tapeten. Auf Grund der Entfernung betrugen die Frachtkosten für das Sofa 160 EUR! Die Matratze für unser Bett haben wir aus Köln kommen lassen, für 29 EUR! War Sondermaß und hier nicht zu erhalten.
Nebenbei mit Wolfgangs Hackebeilchen kleinere Gewächse gekappt und mit dem Freischneider (danke Wolfgang) versucht, dem Wildwuchs Herr zu werden. Den alten Benzinrasenmäher, wie auch die Motorsäge zum Laufen gebracht. Mal eben Rasen mähen, wie in unserem deutschen Heim, ist nicht, es dauert Stunden, der Wildwiese Herr zu werden, Benzinvorrat ist erforderlich.
Unser Sohn Kristofer kam im Juli mit seiner Alena und Enkelkind Matilda. Er hat uns gemeinsam mit seiner Liebsten eine große Arbeit abgenommen: Die Renovierung der Sauna. Zunächst dort Entrümpelung. Dann Anstrich von Holzdecke und -wänden mit Spezial-Sauna-Mittel in Farbe "Musta" = schwarzähnlich. 2fach. Boden mit wasserabweisendem Mittel gestrichen. 2 Sitzbänke, oben und unten ca. 2,80 m lang, haben die beiden zunächst auseinandergenommen und dann die einzelnen Hölzer manuell und maschinell abgeschliffen, um den Schweiß der Jahrzehnte zu entfernen. Neue Handläufe und -stützen folgten. Einen trittsicheren Bodenbelag haben die beiden ausgesucht. Der Saunaofen ist zwar alt, aber er muss noch durchhalten. Und das tut er: Das Aufheizen dauerte nur 1 Std., wenig Holzverbrauch. Tolle Hitze, angenehmer Geruch. Das Privileg der ersten Sauna hatten die Renovierer Alena (im achten Monat schwanger, was sie jedoch in keiner Weise vom Arbeitseinsatz abhielt) und Kristofer. Wir haben alle den ersten Saunabesuch in eigener Sauna sehr sehr genossen. Dies war ein Highlight, unvergessen.
Freund Joke kam mit einem Eimer Blaubeeren als Geschenk. Putzen, säubern, Blaubeerpfannkuchen ohne Ende für fünf Personen. Ich stand lange, lange an der Pfanne! Aber herrlich, der Geschmack.
Jetzt steht das nächste und letzte Großprojekt an: Das Dach des Nebengebäudes muss neu eingedeckt werden. Hier sind zwei Aittas, Schuppenräume, der Holzschuppen und die Sauna untergebracht. Es wird ein Blechdach, wie hier üblich. Simo hat das schon hundertfach gemacht. Die Ersteindeckung aus 1957 bestand aus Holzschindeln. Darüber hat man später Bitumenbahnen gelegt, die jetzt aber auch ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben. Also, alles runter. Zum Vorschein kamen im Giebel alte Zeitschriften aus 1957 als Unterdeckung, Vogelnester, Eichhörnchennester mit einem gut erhaltenen Eichhörnchenschädel, aber zum Glück keine Mäusehinterlassenschaften. Bitumen muss entsorgt werden, die Holzschindeln werden verbrannt, ist aber nur nach kräftigem Regen möglich, da sonst hier im Wald viel zu gefährlich. Ich schätze, dass es wohl insgesamt rd. 5 cbm Holzschindeln werden.
Simo und ich auf dem Dach. Rumturnen auf den Sparren. Er macht das seit Jahrzehnten, und ich??? Puuh. Neue Querbretter. Anstrich der Blendbretter, natürlich finnisch rot, natürlich wieder ich. Bin mittlerweile Malermeister! Warten jetzt auf die Bleche, haben aber erst die Südseite in Angriff genommen, das gleiche folgt also noch einmal.
Was bleibt zu tun:
Fernseher anschaffen, Sat-Anlage, Antenne für Finn-TV. Anstrich Öfen in Tupa und Schlafzimmer. Anstrich sämtlicher Türen und Zargen. Anstrich Fenster im Aussenvorraum. Wildwuchs und Gehölze kappen. Neue Fenster (im nächsten Jahr). Anstrich Haus und Nebengebäude. Holzschuppen aufräumen. Sonnenterasse bauen. Dachgeschoss entrümpeln. Drainage im Außenbereich einbauen, Werkstatt einrichten, Holz machen, Johannisbeersträucher zurechtstutzen, Himbeersträucher ebenso, Kartoffelfeld herrichten. Platz für Zwiebelpflanzung, Salat und Erdbeeren und natürlich Blumen, Blumen, Blumen, usw. usw..
Wir lieben es, dieses tolle Fleckchen Erde, mitten im finnischen (Ur-)Wald.
Frühstück draußen in der Sonne mit Blick auf Birkenwald (natürlich ohne Mücken). Sitzplatz ist Keinu, die allübliche Schaukelsitzbank.
Morgens folgt dann täglich der Spaziergang mit Hund Lara zum Briefkasten, rd. 500 m, eine Richtung. Lara liebt es. Links rein in den Entwässerungsgraben der kleinen "Straße", durchgeräubert, Schnüffelgeräusche hört man in 10m Entfernung, rechts in den Graben, neue Gerüche - toll, was ruft Herrchen? Ich soll mich dreimal um etwas herumgewickelt haben? Kann nicht sein! Ist doch toll hier! Oh drüben, das riecht doch nach Fuchs?...oder Elch oder was?...Drei- viermal täglich sind wir unterwegs. Zweieinhalb Kilometer geht die Sandstraße in die andere Richtung. Natürlich folgt dann noch ein Bad in einem Tümpel der Entwässerungsgräben und ein kleines, nasses Ferkel kommt dann widerwillig mit nach Hause, wo dann erstmal eine Reinigungsprozedur erfolgt. Genau dieses machen wir drei- bis viermal täglich, wobei die dem Briefkasten entgegengesetzte Richtung wesentlich länger ist und in unendliche Waldlandschaft führt. Für Lara bedeutet dies unendliche Entwässerungsgräben, viele tolle Gerüche und endlose Entdeckungen. Auch sie hat Vuorenpää als ihr Zuhause angenommen.
Die Rückreise per Finnlines ist für Mitte September gebucht. Ungern. Es gibt noch so viel zu tun. Das Dach des Nebengebäudes wird wohl dann gedeckt sein.
Vor der Rückfahrt muss noch einiges erledigt werden: Die Innenfenster müssen eingesetzt werden, alle Fenster abdichten. Türdichtungen prüfen. E-Heizungen Thermostate einstellen, Dusche/WC bekommt eine Extra-Beheizung per Ölradiator, da im Außenvorraum. Wasserpumpe für Sauna in den Innenraum bringen, Wasserpumpenautomat für Trink- und Brauchwasser ebenso. Warmwasserbereiter entleeren, genauso, wie alle Wasserleitungen, die danach mit Druckluft restlos wasserfrei gemacht werden müssen. Wasserleitung zum Brunnen entleeren und freipusten. Simo wird uns sicherlich dabei helfen.
Viel, sehr viel Holz in der Tupa, dem Wohnraum, bereitstellen, damit er hin und wieder den großen Ofen anfeuern kann, um das Haus etwas im Winter zu wärmen, was ich liebend gerne selber täte.
Soweit der Bericht von Zweien, einmal finnisch, einmal deutsch, die seit 36 Jahren jegliche Urlaubszeit möglichst in Finnland verbracht haben und deren Traum, einmal etwas Eigenes in ihrem Traumland zu besitzen, sie in spätem Alter doch noch verwirklichen durften. Wir sind sehr, sehr dankbar dafür. Viele, viele Einzelheiten blieben unerwähnt, viel Wichtiges, Einiges weniger toll, aber absolut notwendig, es würde den Rahmen sprengen, alles aufzuführen. Man muss ja auch noch etwas zu erzählen haben!
Wir sind sehr glücklich hier sein zu dürfen und hoffen, noch etliche Jahre dieses herrliche Stückchen unseres Traumlandes Suomi genießen zu können.
Mal sehen, ob weitere Berichte folgen. Es war ja erst ein halbes Jahr der Inbesitznahme unseres Omakotitalos. Der "Villa Tilda".
P.S.
Heute einen Eimer Pfifferlinge an einem "geheimen" Ort geerntet. Freund Joke: "jetzt habe ich eine schlaflose Nacht, weil ich solch eine Menge an einem Ort noch nie sammeln konnte". Die daraus von Helena gekochte Pilzsuppe war lecker, lecker, lecker! Dies berichtet ein stolzer Saksalainen.
(Text und Fotos: Hellevi und Udo Oedekoven)
Die Kultur unter Zeichen von Corona
Wie so viele andere Veranstaltungen, sind die diesjährigen DFG-Tourneen leider wegen Corona abgesagt worden. Darunter fielen auch drei Konzerte, die in diesem Jahr vom Kulturreferat geplant wurden. Das Duo Ruuskanen Railio, Tiikerihai sowie ENKEL hätten uns dieses Jahr mit ihrem musikalischem Können viel Freude bereitet. Davon bin ich überzeugt. Die Absagen machte mich persönlich sehr traurig, schließlich hatte ich die drei Gruppen bei der Kulturtagung 2019 kennen gelernt und das erste Mal als Kulturreferentin die von mir ausgewählten Bands gebucht. Glücklicherweise sind die Tourneen nur verschoben und werden im Jahr 2022 hoffentlich statt finden können.
Auch für 2021 sind die Tourneen weiterer finnischer Musikschaffenden schon in Planung; ich organisiere vier Konzerte in dem Glauben und mit der Hoffnung, dass Corona im nächsten Jahr das Kulturleben nicht noch einmal lahm legen wird. Die Vorankündigungen dieser Konzerte folgen in der nächsten Ausgabe von Panoraama.
Dieses doch sehr außergewöhnliche Jahr hat mich – und ich glaube, auch viele andere unter uns – sehr zum Nachdenken gebracht. Im Negativen, aber vor Allem auch im Positiven. Zumindest bin ich mir sicher, dass unsere Konzerte keine alltäglichen Veranstaltungen sind, sondern wichtig für alle sind, denen Finnland sowie Deutschland am Herzen liegen. Vielleicht hat der oder die Ein oder Andere nun doch das Bedürfnis, das Konzert der DFG in der Nähe zu besuchen oder einen Ausflug zu einem der Veranstaltungsorte zu unternehmen. Es würde mich sehr freuen, wieder Mitglieder bei den Konzerten zu treffen, die vielleicht in den letzten Jahren kaum noch bei unseren Veranstaltungen anwesend waren. Denn auch schlechte Zeiten machen uns darauf aufmerksam, was wir vielleicht mit den Jahren als Alltägliches aus den Augen verloren haben!
Bis bald!
Eure Laura
(Text und Foto: Laura Stolz)
Hilfsmittel gegen (finnisches) Heimweh – Interview mit Thomas Oelschläger vom Finnkiosk in St. Goar
In diesem außergewöhnlichen Jahr konnten leider viele von uns nicht wie gewohnt Urlaub in Finnland machen. Corona hat uns da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Da ist es schön zu wissen, dass es eine ganz einfache Möglichkeit gibt, sich ein bisschen Finnland nach Hause zu holen – nämlich dank des Finnkiosks in St. Goar im schönen Mittelrheintal.
Laura Stolz / DFG: Einen kleinen Laden mit finnischem Sortiment in Deutschland zu betreiben ist ja etwas sehr außergewöhnliches. Wie sind Sie auf die Idee für den Finnkiosk gekommen?
Thomas Oelschläger: Gemeinsam mit meinem finnischen Partner, mit dem ich Reisen nach Finnland organisierte, hat sich die Idee des Finnkiosks über die Jahre entwickelt. Es war so, dass wir mit der Zeit immer mehr Anfragen durch die Kundschaft nach finnischem Kaffee, Schokolade und anderen Produkten bekamen. So stellten wir in unseren Frankfurter Räumlichkeiten ein Regal mit finnischen Waren auf. Da hieß das Ganze noch Suomishop. Nach dem Umzug des Ladens in kleinere Räumlichkeiten wurde er in Finnkiosk umgenannt. Das konnte die deutschen Kunden sich besser merken (lacht). Vor vier Jahren wurde dann der Onlineshop eröffnet und nächstes Jahr feiern wir dann bereits unser 10-jähriges Jubiläum.
DFG: Ursprünglich war Ihr Laden in Frankfurt am Main. Wie sind Sie schließlich in St. Goar gelandet?
TO: Mit den Jahren ist das Sortiment immer weiter gewachsen und somit benötigten wir mehr Lagerfläche. In St. Goar fanden wir eine ehemalige Bäckerei, die von den Räumlichkeiten ideal war. Da wir 80% der Ware über den Onlineshop verkaufen, war die Größe des Ladens und die Lagerfläche ausschlaggebender als ein Standort in der Rhein-Main-Metropole.
DFG: Welches Sortiment haben Sie im Onlineshop und im Laden? Was sind die beliebtesten Produkte?
TO: Hauptsächlich verkaufen wir Lebensmittel und Getränke. Wir haben aber auch Saunazubehör, wie Saunadüfte und Handtücher, im Angebot sowie Hygieneartikel und Souvenirs. Da wir unsere Produkte direkt von den finnischen Händlern beziehen, können wir die ursprünglichen Preise wie in Finnland beibehalten und ohne Aufpreis an unsere Kundschaft weitergeben. Die Verkaufsschlager sind Brot, hauptsächlich Roggenbrot wie Reissumies, Süßwaren von Fazer, also Schokolade und Lakritz, der Oltermanni-Käse sowie Lonkero und Bier. Dabei sind Karhu und Lapinkulta ganz vorne mit dabei.
DFG: Wer kommt denn zu Ihnen in den Laden? Wie sind die häufig die Reaktionen?
TO: Im Ganzen kann man sagen, dass die laufenden Kunden einen Bezug zu Finnland haben bzw. Finnlandliebhaber sind. Die meisten kommen vorbei um sich mal um zuschauen und sind ganz glücklich, wenn sie den geliebten Käse von Oltermanni oder Ruisleipä im Regal finden. Auch einige Einwohner aus St. Goar gehören nun zu unserer Stammkundschaft. Anfangs kamen sie eher aus Neugier, um den Senfgurkensalat oder Lakritze zu probieren. Das hat wohl überzeugt.
DFG: Wie hat sich Corona bei Ihnen bemerkbar gemacht?
TO: Natürlich haben sich die Auswirkungen durch Corona auch bei uns bemerkbar gemacht. Doch die Anfragen über den Onlineshop haben stark zugenommen. Da hat wohl der ein oder andere, der dieses Jahr leider keinen Urlaub in Finnland machen konnte, sich ein Stück Finnland eben nach Hause geholt. Es gab auch ein paar Probleme mit den Lieferzeiten einiger finnischer Produkte im März und April. Das hat sich aber wieder geregelt.
DFG: In den letzten Jahren – und gerade nach dem Umzug nach St. Goar – haben Sie für Ihre Frankfurter Kundschaft Ausflüge in Ihren Laden organisiert. Wie sehen diese Fahrten genau aus? Gibt es noch andere Veranstaltungen?
TO: Für die Fahrten wurden die Kunden mit einem Bus nach St. Goar zum Finnkiosk gebracht. Meistens eine Gruppe von etwa 30 Personen, damit der Laden nicht überfüllt war (lacht). Vor Ort haben wir finnische Würstchen gegrillt und Getränke angeboten. Danach haben wir die schöne Gegend um St. Goar erkundet – ob zur Burg Rheinfels, zur Loreley oder mal eine Weinprobe bei einem regionalen Weingut. Unser Glöggi- bzw. Mittsommerbasar war auch immer gut besucht. Letztes Jahr kamen zum ersten Basar in St. Goar über 250 Gäste. Das hat uns sehr gefreut! Dieses Jahr sind diese Veranstaltungen natürlich alle ausgefallen, aber wir hoffen, dass wir sie 2021 wieder anbieten können.
DFG: Dass das wieder möglich ist, wünschen wir Ihnen natürlich auch! Weiterhin alles Gute und vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt: www.finnkiosk.de, Thomas Oelschläger, Winzergasse 5, 56329 St. Goar, Tel.: 06741/1840537, Email: info@finnkiosk.de
Öffnungszeiten Laden: Do & Fr 14.00 – 18:00 Uhr, Sa 11:00 – 15:00 Uhr
(Fotos: Thomas Oelschläger)
Kurzmeldungen
Helsinki wächst
Helsinki wird größer. Die Stadt wächst nicht nur oberirdisch, sondern auch unterirdisch. Wussten Sie, dass es neben den bekannten Metro-Linien noch einiges mehr "versteckt" gibt? Ok, die Shopping-Malls vielleicht noch. Aber auch, dass es eine unterirdische Kirche gibt (die logischerweise dann keinen Kirchturm hat)? Oder ein Schwimmbad und Saunen? Auch das Museum für Moderne Kunst (Amos Rex) hat sich in die Tiefe erweitert. Und es geht weiter, künftig soll es auch unterirdische Fahrradwege geben. Neben diesen für den Publikumsverkehr sichtbaren Anlagen gibt es dann noch eine Reihe wichtiger Versorgungsanlagen, die durch die unterirdische Lage besonders gut geschützt sind einschließlich eines großen Trinkwasserreservoir. Dies alles möglich macht der stabile Untergrund unter Helsinki. Helsinki ist auf Granit gebaut. Und es hat einen weiteren Effekt: Im Winter ist es wärmer, es ist energetisch günstig.
Pessimismus
Mit der seltsam anmutenden Ankündigung "Bald kommt Puolanka - noch hast Du Zeit umzudrehen" wird man einige Kilometer vor der Kleinstadt begrüßt. Puolanka als ländliche Gemeinde leidet unter dem Einwohnerschwund. Die Jüngeren verlassen die Region, weil es kaum Arbeitsplätze gibt. Fast würde man sagen folgerichtig hat man dort den Pessimistenverein gegründet und u. a. dieses Straßenschild aufgestellt. Ob es was bringt sei dahingestellt, einen Effekt hatte es auf jeden Fall: Aufmerksamkeit - Puolanka ist "berühmter" als zuvor.
gemeinsamer Gasmarkt
Zusammen mit Lettland und Estland (Litauen soll später hinzukommen) hat Finnland einen Gasbinnenmarkt geschaffen. Möglich wurde dies durch die Anbindung Finnlands an den Gasvorratsspeicher in Lettland (über eine auf dem Grund der Ostsee verlegte Pipeline) sowie die Öffnung des finnischen Gasmarktes für den freien Wettbewerb. Ziel ist es, die Zahl der Gasquellen zu erhöhen und damit unabhängiger von einzelnen Quellen zu werden sowie den Wettbewerb zu fördern. Geplant ist dafür noch eine Anbindung an das westeuropäische Gasnetz zwischen Litauen und Polen.
HomeOffice
Finnland war, nach den Niederlanden, 2018 das Land mit der zweithöchsten Quote an HomeOffice-Arbeitsplätzen in der EU (13,3%). Deutschland lag damals nur im Mittelfeld. Die Corona-Pandemie wird nach meiner vieler Wissenschaftler auch einen langfristigen Einfluss auf das Arbeitsleben haben. Es wird interessant sein zu sehen, in wieweit diese Quoten ansteigen und ob sich Deutschland hier den finnischen Werten annähert. Typischerweise ist Finnland in solchen (Kommuniakationstechnologie und ihre Nutzung) Deutschland ja, zumindest gefühlt, meist einige Zeit voraus.
Vierbeiner-Toiletten am Flughafen
Am Flughafen Helsinki (Vantaa) stehen nun zwei Vierbeiner-Toiletten zur Verfügung. Je eine dieser Toiletten befinden sich im Terminalbereich für Flüge innerhalb bzw. außerhalb des Schengenraums. Damit soll sichergestellt sein, dass auch für z. B. Blindenhunde die Möglichkeit der Erleichterung gegeben ist.
Prepper-Finnland
Die Corona-Krise machte deutlich, wie sehr teilweise wichtige Artikel wie z.B. Masken und Desinfektionsmittel fehlen. Finnland zeigte hier eine weitere Stärke des Landes. Auf Grund seiner Nähe zu Russland und der strategisch ungünstigen Versorgung über die Ostsee hat das Land weiterhin (seit dem zweiten Weltkrieg) dafür gesorgt, wichtige Güter auf Vorrat zu halten. Mit der Corona-Krise sind sie nun erstmals in die Situation gekommen, ihre Vorräte in den geheimen Lagern in Anspruch zu nehmen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Ländern, u. a. auch Schweden, mit dem man eine lieb gewonnene Konkurrenz pflegt, hatte man so keine Probleme in der Versorgung. Die Zeitschrift Iltasanomat kommentierte dies mit "im Gegensatz zu Schweden wird Finnland international gelobt.
Finnisches VTT bestätigt Umweltbundesamt
Eine Lanzeitstudie in Finnland hat die Aussagen des Umweltbundesamts in Deutschland bestätigt: Infraschall, durch wohnortnahe Windkraftanlagen ausgelöst, hat keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit. Warum aber dann gesundheitliche Probleme der Bewohner? Nach den Ergebnissen ist dies ein Effekt, der mit Placebos verglichen werden kann und wird Nocebo-Effekt genannt. Allein der Glaube hilft bei Placebos, allein der Glaube schadet bei Nocebo.
Nanocellulose-Bioinks
Erst einmal: was sind Bioinks? Das Wort besteht aus den Teilen "Bio" und dem englischen "ink" und beschreibt die "Tinten" für 3D-Drucker aus biologischem Material, hier Cellulose in Nonogröße. Finnland als waldreiches Land ist hier eine gute Quelle, daher ist es nicht verwunderlich, dass man an der Aalto-Universität daran forscht. Zumal Nanocellulose sowohl umweltfreundlich, ungiftig und sehr gut mit dem menschlichen Körper verträglich ist. Hier könnten sich Einsatzgebiete abzeichnen. Die große Herausforderung, an der die Forscher nun arbeiten ist es, die Substanz so weiter zu entwickeln, dass sie sich für den Einsatz in 3D-Druckern gut eignet. Insbesondere geht es dabei darum, dass sie als einkomponentiger Werkstoff benötigt wird.
Zurück zu den Wurzeln
Wie bekannt hat das finnische Unternehmen HMD Global die Markenrechte Nokia für Smartphones erworben und erste neue Nokia Smartphones auf den Markt gebracht. HMD Global hat nun das in Tampere ansässige Unternehmen (Sicherheits-/Enterpriselösungen) Valona Labs übernommen und angekündigt, den Standortraum Tampere und damit die ursprüngliche Heimat von Nokia mit weiteren Mitarbeitern auszubauen. Ziel der Maßnahmen ist es, die Nokia Smartphones von HMD für große Konzerne interessant zu machen. Dennoch soll der Privatkundenmarkt nicht vernachlässigt werden.
3D-Druck und Rhinomanometrie
Rhinomanometrie nennt man das Messverfahren zur Bestimmung des Luftwiderstands beim Atmen durch die Nase. Zum Einsatz kommt sie bei Patienten mit chronischer Nasenverstopfung. Aber was hat das mit 3D-Druck zu tun? Bisher verwenden Ärzte zur Planung einer Operation in komplizierten Fällen ein aus Silikon gefertigtes Modell. Dessen Herstellung ist langwierig und kostspielig. Forschern an der Universität in Tampere ist es nun gelungen, Modelle per 3D-Druck herzustellen. Vergleiche des Luftstroms zwischen Modell und Patient zeigten ähnliche Widerstandswerte. Deshalb schätzt man, dass dieses Verfahren für den Einsatz in Kliniken bewähren kann.
Moominvalley im ZDF
Ende 2020, Anfang 2021 plant das ZDF die Ausstrahlung der finnisch-britischen Serie "Moominvalley". Die Animationsserie der sehr bekannten Kinderbuchgeschichten von Tove Jansson wurden schon in Finnland, Großbritannien und Japan ausgestrahlt. Nun hat das ZDF die Rechte erworben und plant die Ausstrahlung auf Kika und/oder dem ZDF. Begleitet wird diese Fassung von flotter Popmusik.
CO2-Fußabdruck-App
Der Deutschlandfunk berichtete am 26. August über die CitiCAP App. Mit ihr ist es möglich, den individuellen CO2-Verbrauch zu messen. Die App erkennt das Bewegungsmuster und wie respektive mit welchem Fahrzeug man sich ggf. fortbewegt. Aus diesen Daten kann die CO2-Berechnung erfolgen. Zur Zeit ist die App in Lahti in einer Testphase mit 600 Nutzern. Lahti will bis 2025 klimaneutral sein und wurde von der EU als "European Green Capital 2021" und Vorzeigemodell ausgezeichnet.
Ii
Ende August war das finnische Örtchen Ii in vielen Nachrichten. Unter anderem berichtete die ARD Tagesschau unter der Stichwort "Klimaschutz im Kleinformat" über gelebte Nachhaltigkeit in Ii, einer Gemeinde im Nordwesten Finnlands. Damit Kinder Nachhaltigkeit lernen hat man zunächst an drei Schulen ein Pilotprojekt gestartet: Wenn die Kinder sorgsam mit Strom und Wasser umgehen werden 50% der eingesparten Kosten bereit gestellt und die Schüler können entscheiden, wofür sie das Geld ausgeben. Spielwaren, aber auch Pflanzen oder ein Billardtisch wurden so schon angeschafft. Und man ist ziemlich sicher, dass Kinder, die so Nachhaltigkeit lernen auch sonst sorgsam mit der Natur und der Umwelt umgehen.
Brigitte
Die Zeitschrift Brigitte bringt mit einem am 11. September veröffentlichten Bericht Finnlandkenner zum Schmunzeln. Unter der Überschrift "Abtrocknen auf Finnisch" werden die Geschirrschränke über der Spüle mit Trockengitter statt Schrankboden vorgestellt. Ja, in Finnland gibt es sie und es ist sicherlich keine schlechte Idee. Aber so innovativ neu ist diese Idee nun wirklich nicht. Nach dem Bericht eine Erfindung der Hauswirtschaftslehrerin Maiju Gebhard während des zweiten Weltkriegs.
E.T., K'ssi, Miina und Valo
Nein, es geht nicht um Außerirdische, sondern um Vierbeiner. Besser gesagt Spürhunde für Corona. Zuvor schon auf das Erkennen von Krankheiten trainiert werden sie inzwischen am Flughafen in Helsinki als Spürhunde eingesetzt, um mit Corona infizierte Passagiere zu erkennen. Dabei wird ein indirektes Verfahren eingesetzt. Die Testpersonen können mit einem Tuch über ihre Haut reiben und die Hunde schnüffeln dann ein einem anderen Raum an den Tüchern. Werden sie fündig, wird der Passagier informiert und es folgt ein klassicher Coronatest. Man geht damit auf erhöhte Sicherheit, auch wenn bisherige Tests die Ergebnisse der Hunde als überwiegend zutreffend zeigen. In Deutschland wird an der tierärztlichen Hochschule in Hannover ebenfalls mit Hunden (Beagles) zur Corona-Erkennung geforscht.
Build Your Dreams
Build Your Dreams ist ein chinesischer Konzern (Kurzform BYD), der in der Automobilbranche agiert. BYD ist dabei sehr weit im Einsatz der Batterietechnik und damit der Produktion von Elektrofahrzeugen. Das neueste BYD-Automodell Han soll z.B. eine Reichweite von über 600 Kilometer mit einer Ladung haben. Mit Daimler gibt es schon länger eine Kooperation. Nobina, ein schwedisches Transportunternehmen, das auch in Finnland aktiv ist, hat Elektrobusse bestellt. BYD wird insgesamt 106 Fahrzeuge liefern, 64 für Helsinki und 42 für Turku.
HomeSchooling
Corona hat natürlich auch in Finnland zu einer Umstellung von Präsenzunterricht zu HomeSchooling geführt. Im Gegensatz zu Deutschland geht man aber davon aus, dass gestellt sein, dass dies die Lernleistung nur geringfügig schmälerte. Warum ist dies so? Finnische Schulen sind in der technischen Ausstattung wesentlich weiter. Der Einsatz von IT, beispielsweise von Wilma, einer Kommunikationsapp, mit der sich Lehrer, Schüler und Eltern austauschen. Diese ist schon seit 10 Jahren im Einsatz und erleichtert die Kommunikation sehr. Dazu bei trägt das hohe Vertrauen der Finnen in die Technik und die Verfügbarkeit von schnellem Internet quasi überall in Finnland. HomeSchooling wirkte sich am meisten auf die Lehrer aus, da der Kommunikationsaufwand gestiegen ist. Aber der Lehrerberuf hat ein sehr hohes Ansehen in Finnland und die Auswahl der Lehramtsstudenten ist hart. Entsprechend sehen dies viele halt "als ihren Job an", auch wenn es mehr Zeit kostet.
Eisbeben
Finnische Forscher sind bei der Erforschung von Eisbeben ein ganzes Stück weiter gekommen. Eisbeben ähneln in ihren Auswirkungen Erdbeben, werden aber nicht durch tektonische Verschiebungen der Erdkruste, sondern durch plötzlich entstehendes Eis ausgelöst. Bekannt ist, dass ein schneller Temperaturabfall erforderlich ist, der Wasser im Boden in kürzester Zeit gefrieren lässt. Durch die Ausdehnung kann dann die notwendige Kraft für das Beben entstehen. Es klingt zwar paradox, aber das Eisbeben 2016 in Oulu ist für die Forscher ein Glücksfall, denn das Epizentrum lag nur wenige Kilometer von ihrer Forschungsstation entfernt. So gewannen sie wichtige Daten und hoffen, nun mit diesen und Modellsimulationen in ihrer Forschung so weit zu kommen, dass in Zukunft eine Vorhersage für das Auftreten möglich ist.
Wohin mit dem Heidelbeersaft?
aeroTELEGRAPH berichtet auf der Homepage, dass Finnair in den letzten Jahren bis zu 1 Million Liter Heidelbeersaft auf den Flügen ausgeschenkt hat. Bei dem Corona-bedingten geringen Flugaufkommen stellte sich offenbar die Frage "Wohin mit dem Saft". Die Lösung: Der Saft wird nun in über 300 K-Filialen in Finnland verkauft.
90+4 / 13 = Debüt und Dussel
Die Ausgangslage vor dem Qualifikationsspiel Schottland – Finnland der Frauen zur Fußball-EM: Schottland muss gewinnen, um sich die Chance auf die EM-Endrunde zu erhalten. Ein Unentschieden sichert Finnland nahezu sicher Platz 2 in der Gruppe (Chance auf die Endrunde) und wahrt die Möglichkeit im Heimspiel gegen Portugal diese noch abzufangen.
Es steht 0:0. 4 Minuten Nachspielzeit sind angekündigt. Schottland rennt verzweifelt an. Die finnische Trainerin nutzt nach 3 Minuten der Nachspielzeit eine Unterbrechung für eine erneute Auswechslung: Mittelstürmerin Linda Sällström raus, die 22jährige Mittelfeldspielerin Amanda Rantanen bekommt ihr Debüt im Nationalteam mit der (Un-)Glücksnummer 13. Ziel ist klar: Die Uhr ablaufen lassen.
Gestochere im finnischen Strafraum. Endlich kann man den Ball wegschlagen. Amanda bekommt ihn und läuft alleine auf die schottische Torhüterin zu. Diese rutscht aus. Kaum wieder stehend wird sie von Amanda angeschossen. Der Ball prallt zurück – Amanda ins Gesicht – und von dort knapp am linken Torpfosten vorbei ins TOR!
Nahaufnahme der Kamera: Amanda mit hochrotem Gesicht, weinend. Ob vor Schmerz durch den Ball ins Gesicht oder die Freude über 1 Minute Länderspieleinsatz und dabei das Siegtor geschossen sei dahingestellt. Blick auf die Bank: Die Trainerin mit Tränen in den Augen – hier sicherlich vor Glück…
finnischer Aktienmarkt
Die Börse München hat eine Analyse von theScreener veröffentlicht, in der der finnische Aktienmarkt beleuchtet wird. Die Entwicklung des Aktienmarkts von Finnland war 2020 (Anfang Dez. 19 bis Dez. 20) mit einem Plus von 15,2% die Zweitbeste in Europa. Lediglich in Dänemark lief es noch besser. Fast ein Viertel (24,3%) der Börsenkapitalisierung entfällt dabei auf den Sektor Industrielle Erzeugnisse und Dienstleistungen, gefolgt von Öl & Gas (16,4%) und Rohstoffen (12,4%). Die Studie listet darüber hinaus die 20 Unternehmen mit der höchsten Marktwert (angeführt von Neste), die nach Ansicht der Analysten aussichtsreichsten Werte sowie die Werte mit günstigsten KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis).
Aiforia und Cerenion
Die ÄrzteZeitung veröffentlichte am 7. Dezember einen Bericht "Finnische KI nimmt sich Onkologie und Neurologie vor". Nach einer Einleitung über die technischen Errungenschaften aus Finnland (SMS, Linux, Nokia mit wichtigen 5G-Patenten) wird zunächst erwähnt, dass Finnland die meisten digitalen StartUps bezogen auf die Einwohnerzahl hat. Danach werden zwei davon detaillierter vorgestellt: Aiforia aus Helsinki konzentriert sich auf cloudbasierte Mustererkennung von Gewebeproben, die in der Krebsdiagnostik die Pathologen unterstützen kann. Cerenion, ein Spin-Off der Universität von Oulu, beschäftigt sich mit einer Lösung, bei OPs das EEG des Patienten in Echtzeit zu interpretieren.
IBM kauft Nordcloud
IBM konzentriert sich vermehrt auf die Cloud und hat nun Nordcloud, ein Unternehmen mit Sitz in Helsinki, gekauft. Nordcloud wurde 2011 gegründet und verzeichnete in den letzten Jahren stete Zuwächse. 2020 hat das Unternehmen nun über 400 Mitarbeiter und sehr wahrscheinlich erstmals über 100 Millionen Euro Erlös erwirtschaftet.
Wohin mit Bitcoins?
Was macht man als Staat mit Bitcoins, die man beschlagnahmt hat? Finnland hat 2016 knapp 2000 Bitcoins im Besitz eines Drogenhändlers, damit unrechtmäßig von diesem erworben, beschlagnahmt. Wert 2016: ca 850.000 USD. Erstmal hat man nichts mit ihnen gemacht, u. a. weil die überwiegende Zahl der Aktivitäten mit Bitcoins Zahlungen für nicht legale Geschäfte seien. Inzwischen aber sind Bitcoins immer beliebter und der finnische Staat überlegt nun, die Bitcoins zu verkaufen. Der Wert schwankt stark, liegt aber momentan bei über 75 Million USD
Corona-Impfung für Tiere
Inzwischen gab es schon mehrere Berichte über mit Corona infizierte Tiere. Die dramatischste News dabei war sicherlich, dass man in Dänemark nach einer Infektion vorsorglich alle Nerze in Farmen getötet hat. Die Universität Helsinki forscht mit dem Verband der Pelztierzüchter an einem Impfstoff, der sich inzwischen in einer ersten Testphase befindet.